Borom Sarret

von Ousmane Sembène

Senegal, 1963

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Borom Sarret - Ousmane Sembène
Streaming-Regionen: FR
02 von 05 Filmen

Programm:
Kino Nach der Befreiung

über den film

Borom Sarret (dt. Der Wagenfahrer), ist ein zwanzigminütiger Kurzfilm aus dem Jahr 1963, der von Kritiker*innen als der erste Film eines schwarzen Regisseurs aus Afrika* angesehen wird. Sembène bleibt seinem Ruf als engagierter Filmemacher und Autor treu und weicht mit Borom Sarret nicht von diesem Weg ab. Borom Sarret verfolgt, wie der Name schon sagt, das tägliche Leid von Abdoulaye Ly, einem Wagenfahrer von Beruf. Er fährt durch bestimmte Straßen von Dakar, sein Wagen wird von seinem treuen Pferd AlBourakh gezogen.

In einer Gesellschaft nach der Unabhängigkeit Dakars, wie sie 1963 war, drei Jahre nach der Erlangung der Unabhängigkeit, ist es interessant zu sehen, an welchem Punkt sich Klassismus und Rassismus in einer Metropole überschneiden, in der die ehemaligen Kolonialmächte und die dort lebende Bevölkerung - "Indigene" genannt - zusammenleben. Mit seinem Wagen als Transportmittel verlässt Abdoulaye jeden Morgen den indigenen Stadtteil in der Hoffnung, dass er durch die Kund*innen, die in seinen Wagen steigen, genug Geld verdient, um seine Familie zu ernähren.

In einem modernen Dakar, auf dem Weg zu einer sozio-ökonomischen Entwicklung, war es ein modischer Gedanke, dass die Unabhängigkeit alle Probleme der Einwohner*innen der Metropole lösen würde. Jedoch besteht die Dichotomie der Klassen weiterhin zwischen dem Plateau, dem zentralen Geschäftsbezirk von Dakar, den Häusern einiger weißer Familien und den indigenen Stadtteilen. Abdoulaye trägt die Folgen dieser Dynamik und achtet darauf, die unsichtbaren, aber spürbaren Grenzen, die das soziale Leben in Dakar regeln, nie zu überschreiten.

Mit Borom Sarret erschuf Sembène ein präzises Gemälde des Alltags der Arbeiter*innenklasse, die in ihren proletarischen Lebensbedingungen, jeden Tag auf ein besseres Morgen hofft. Die Hauptfigur des Wagenfahrers, der von Abdoulaye verkörpert wird, stellt den Höhepunkt der proletarischen Verhältnisse jener Zeit dar. Es ist wichtig zu erwähnen, dass derselbe Wagen aufgrund fehlender Verkehrsinfrastruktur, noch heute in bestimmten Gebieten Senegals als Transportmittel dient.

*Der französische Originaltext enthält die von der Autorin gewählte Bezeichnung fr. “noir africain”, eine Bezeichnung für eine schwarze Person aus Afrika. Die Originalbezeichnung ist im Deutschen nicht übersetzbar, daher diese Anpassung der deutschen Übersetzung.

historischer kontext

L'occupation européenne directe de l'Afrique de l'Ouest a commencé au 15e siècle et s'est terminée lorsque le Sénégal et ses voisins ont obtenu leur indépendance formelle au tournant des années 1960. La région a connu près de 500 ans de domination et d'exploitation par des puissances européennes concurrentes, telles que le Portugal, la Grande-Bretagne et les Pays-Bas. La France a établi sa première base commerciale coloniale à l'embouchure du Sénégal en 1638 et a choisi Dakar comme capitale de son empire colonial ouest-africain en 1870.
Die formale Unabhängigkeit führte zwar nicht zu allen Vorteilen der Freiheit, die sich die im Senegal lebenden Menschen erhofft hatten, aber sie schuf Raum für einen Aufwall emanzipatorischer, kultureller und künstlerischer Ausdrucksformen.

über die/den regisseur*in

Ousmane Sembène ist ein Schriftsteller und Filmregisseur aus dem Senegal. Er gilt als einer der Pioniere des afrikanischen Kinos, insbesondere des Filmgenres, das als "Afrikanischer Filmischer Realismus" bezeichnet wird. Er betrachtete das Filmemachen als eine Erweiterung seines politischen Aktivismus und nutzte das Medium, um seine Kritik an hegemonialen Kräften wie Kolonialismus, Patriarchat und Kapitalismus, einem breiten afrikanischen Publikum, außerhalb elitärer Kreise, zugänglich zu machen. Aufgrund des gesellschaftspolitischen Charakters seiner Arbeit wurden Sembène's Filme zuvor sowohl im Senegal, als auch in Frankreich verboten.

Seine künstlerische Reise erreichte Anfang der 1960er Jahre ihren Höhepunkt, als Senegal seine Unabhängigkeit von der direkten französischen Kolonialherrschaft erlangte. In einer Zeit, in der die kulturelle Repräsentation und der künstlerische Ausdruck neue Räume zur Entfaltung fanden, widerspiegelte Sembènes Schaffen den Kampf des Senegals um eine vollständige Emanzipation.

über die autorin dieses textes

Ndèye Fatou Kane ist eine senegalesische Bloggerin, Autorin und Forscherin. Als einer der ersten Personen in Senegal, die einen literarischen Blog erstellten, begann sie zu Schreiben. 2014 erschien ihr erster Roman Le Malheur de Vivre (Das Unglück des Lebens). Danach wechselte sie zu feministischem Aktivismus und Gender Studies. Ihre Forschung konzentrierte sich zunächst auf senegalesischen Feminismus und Intersektionalität, dann auf die Konstruktion senegalesischer Männlichkeiten aus einer politisch-religiösen Perspektive.

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